Mein 6. Geburtstag

Am 21.04.2024 ist mein 6. Geburtstag. Denn vor 6 Jahr war ich auf dem Weg, meine toten Eltern wieder zu sehen, wie hier geschrieben. Wie du siehst, ist das nicht nur ein dummes Gerede. Wenn Marion damals nicht aus Süddeutschland hier in Düren die Polizei angerufen hätte, würde es mich nicht mehr geben.

Heute bin in in Frührente, seit 5 Jahren. Ich weiß nicht mehr genau seit wann. Aber ich könnte meinen Alten Job als Versandleiter gar nicht mehr machen. Geschweige denn Kampfsport. Autofahren ist auch nicht mehr drin. Ich würde nicht nur mich gefährden sondern auch andere. Da ich sowieso Depression habe, hab ich auch gar keinen Drang, irgendwo hin zu fahren, so wie früher. Oberhausen, Bayern, sogar bis Tschechien zum Asiamarkt. Alles Vergangenheit.

Ich bin lieber zu Hause und habe im TV wie jetzt Hits aus den 90er laufen, auf Deluxe Music. Wie jetzt „Mr. Vain“ von „Culture Beat“. Dadurch kommen Erinnerungen von früher, als die Welt noch weitgehend in Ordnung war. Ich war Geschäftsinhaber von einem Fachgeschäft für Heimtierbedarf, war aktiver Kampfsportler, Köln war quasi meine 2. Heimat.

Und heute? Ich fahre im Rollstuhl durch die Wohnung und bin froh wenn ich nirgendwo hin muss. Das ist nicht gerade „anziehend“ für eine potentielle Partnerin. Das ist mir bewusst. Aber genau dies, eine Partnerin, würde mich aus dieser Depression rausholen, denke ich mir. Mir fehlt eine Frau, die einfach zu mir gehört. Dies würde mich wieder aufbauen.

Ich habe ja noch Pläne. Auch wenn ich in Rente bin. Real gesehen ist mein Leben ja noch nicht vorbei. Ich habe noch einige Jährchen. Besonders weil ich dabei bin, mein Gewicht wieder zu reduzieren. Gezwungener Maßen. Denn durch die MS meide ich Zucker, Rind, Schwein. Und dies bewirkt auch, dass ich abnehme. Zwar langsam, weil viel Bewegung aus körperlichen Gründen nicht mehr drin ist.

Da ich merke, dass meine Arme und Beine auch immer dünner werden, habe ich auch wieder vor, Krafttraining zu machen. Jedoch muss ich dabei aufpassen, dass ich es nicht übertreibe. Durch die MS darf ich mir nicht zu viel zumuten.

Aber leider ist mir in den letzten 6 Jahren auch einiges aufgefallen, und ich habe einiges über Menschen gelernt, was mir früher nie aufgefallen ist. Ich denke mal, einige meiner Bekannten haben „Angst“, sie müssten dauernd was für mich tun. Ich könnte sie ja ständig was fragen. Den Eindruck habe ich, und die gehen mir darum aus dem Weg und haben keine Zeit oder haben andere Gründe weswegen sie nicht zu mir kommen können. Jedenfalls kommt es mir so vor.

Oder habe ich mich so verändert, dass niemand mehr Interesse an mir hat? Dass ich mich verändert habe im Gegensatz zu früher, das ist mir bewusst. Das ist die Depression, weil sich mein Leben total verändert hat und die Todesfälle in der Familie, wodurch sich mein Leben auch verändert hat. Ich bin am liebsten Zuhause, beschäftige mich mit dem Internet, baue meine Onlinepräsenz auf, was aber leider sehr langsam geht durch die Depression. Also die Depression ist der Grund dafür, dass ich auch nicht viel weiter komme in meinem Leben. Ich habe so einiges vor, damit mein Leben wieder halbwegs normal wird. Aber ich stehe mir selber im Weg und kann nicht dafür.

Jedoch habe ich so auch gesehen, auf wen ich mich verlassen kann und auf wen nicht. Und vor allem finde ich es schrecklich, was das für ein Gesundheitssystem in Deutschland ist. Ich weiß, im Vergleich zu vielen anderen Ländern können wir glücklich sein. Aber wenn ich erst meinen Pflegegrad 2 nach einer Klage vor Gericht bekomme und der Richter dies entscheidet, dann stimmt doch in diesem Land einiges nicht.

Also ich habe so einiges gelernt in den letzten 6 Jahren. Und das meiste ist eher traurig. Unser Gesundheitsminister ist zwar im gleichen Dorf (Oberzier) aufgewachsen wie ich, aber ich kenne ihn leider nicht. Vielleicht stolpert er ja künftig über meinen Blog, wenn ich wieder alles geschrieben habe, wie einem Kranken, der nichts dafür kann, das Leben oft schwer gemacht wird vom Gesundheitssystem in Deutschland. Vermutlich bekommt er vieles gar nicht mit, weil er keinen MS-Kranken mit Depressionen in seinem Umfeld hat.

Aber darum habe ich mir dies auch zur Aufgabe gemacht, diese Missstände über meine Website bekannt zu machen. So hat es auch noch einen positiven Sinn, dass die Sache vor 6 Jahren überlebt habe. Ich mache dies ja dann nicht nur für mich, sondern für alle Leidensgenossen. Denn schließlich werden alle diese Probleme haben. Zum einen weil die Gesetze für alle gelten. Zum anderen weil das Pflegepersonal in Deutschland 1. schlecht bezahlt wird und 2. nicht ausreichend ausgebildet und sensibilisiert sind. Es gibt also viel zu tun. Da könnte Herr Lauterbach zeigen, das wenigstens er ausreichend Gebildet ist.

Seit 6 Jahren weiß ich nun, dass ich MS habe. Mein Leben ist nicht mehr das selbe, wie es mal war. Ich versuche zwar einiges zu verbessern, aber wie erwähnt hält mich die Depression auf. Und das erwähnte Gesundheitssystem in unserem Land. Würde dies schon mal verbessert sein, wäre ich schon einen großen Schritt weiter.

Was habe ich denn noch für Ziele, nachdem ich quasi im 2. Leben bin?

  1. Diese Seite so weit ausbauen, dass ich nicht mehr auf die Rente angewiesen bin weil ich mit dieser Seite genug Geld verdiene. Und bevor komische Kommentare kommen: JA ES IST MÖGLICH! Mit Affinet Marketing und anderen Dingen. Ich habe meine Pläne. Aber die schreibe ich hier nicht. Sonst macht es ja jeder. 😁 Aber wie erwähnt, hält mich die Depression immer wieder auf.
  2. Meine MS ist zwar nicht heilbar, aber ich könnte die Symptome verbessern, dass ich damit halbwegs normal leben kann. Womit wir wieder bei der Depression wären, die mich aufhält.
  3. Eine Frau finden, die mir zur Seite steht, und mich hier und da unterstützt. Gerade bei Punkt 1 und 2. Aber welche normale Frau tut sich das an, mit einem depressiven MS-Kranken? Da spielt es keine Rolle, wer und was ich früher mal war. Das ist Vergangenheit und zählt heute nicht mehr. Auch wenn ich ja im Grunde immer noch der Selbe bin. Mit der gleichen Einstellung zum Leben und zu den Menschen. Nur eben mit MS und Depression.

Also letztendlich ist das wie wenn ein Hund seinem eigenen Schwanz hinterherläuft. Der kommt auch nicht von der Stelle und dreht sich nur im Kreis. Ich hoffe, dies wird sich bald wieder ändern, damit ich da weiter machen kann wo ich 1999 aufgehört habe, als ich meinen Laden für Heimtierbedarf geschlossen habe, um meinen Eltern nicht im Weg zu stehen, die das Haus verkaufen wollten. Denn bis dahin war mein Leben halbwegs in Ordnung. Es war nicht alles perfekt, aber meine Familie lebte noch, ich war Kampfsportler und ich konnte in meinem Laden bestimmen, was gemacht werden sollte. Dort anzuknüpfen wäre möglich. Auch wenn es heute anders aussehen würde. Meine Familie kommt nicht wieder. Kampfsport kann ich nur im Rollstuhl sitzend machen. Bestimmen kann ich über meine Website, was dort passiert.

Aber dann bin ich wieder an dem Punkt, dass ich eine Frau brauche, die mir zur Seite steht, damit diese Drecksdepression mich nicht mehr ausbremst. Ja ja, ich weiß. Die Schlauberger sagen jetzt, ich kann doch mein Leben nicht von einer Frau abhängig machen. Das sagt man leicht, wenn man nicht die Scheiße hatte, die ich in den letzten 20 Jahren hatte. 😉

Mal sehen was die Zukunft bringt. Wie heißt es so schön? Jetzt kann es ja nur noch besser werden. 😀

Von Ralf Duyster

Gelernter Betriebswirt, ehem. Geschäftsinhaber, Versandleiter, Auditor, Betriebsrat, jetzt Frührentner wegen MS.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert